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Los 568

Torso eines Bodhisattva aus Holz

Schätzpreis:

20.000 € - 30.000 €

Zuschlagspreis:

Beschreibung:

Japan, Heian-Periode
H. 94 (114) cm
Stehend, in leichtem Kontrapost, mit kaum sichtbar vorgewölbtem Bauch, auf einen Metallsockel montiert. Durch Insektenfraß ist diese Figur nur mehr schwer zu identifizieren. Erkennbar sind aber an der Rückseite ein Teil des Schals und der Armreif am rechten Arm. Dies sind Hinweise, dass es sich hier um einen Bodhisattva, jap. Bosatsu, handelt. Auch die breite, über die Ohren verlaufende Haarsträhne ist ein Merkmal, das nur bei Bosatsu anzutreffen ist. Da Kopfschmuck und Hände nicht mehr vorhanden sind, ist eine nähere Bestimmung dieser Heilsgestalt nicht möglich.
Aus einer norddeutschen Privatsammlung, vor 2000 erworben
Schadhafte Holzskulpturen aus der Heian-Zeit wie diese sind bekannt, da es bei vielen Heian-zeitlichen Bildhauertechniken, wie hier der ichiboku (Ein-Holzblock)-Technik, üblich war, das Holz entweder ganz unbehandelt zu lassen oder nur mit einer dünnen Farb- oder Lackschicht zu überziehen, war es ein Leichtes für Schädlinge, die oberste Holzschicht zu durchfressen und lange Kanäle zu hinterlassen. Es könnte zweierlei Gründe dafür geben, dass der Kopf hier weniger beschädigt ist. Einerseits war es üblich die Köpfe mit einer Lackpaste zu bedecken, die anschließend fein modelliert werden konnte. Diese Paste schützte die Holzoberfläche, soweit sie nicht abblätterte (Siehe K. Nishikawa und E. J. Sano, The Great Age of Japanese Buddhist sculpture AD 600-1300, Seattle/London 1982, Nr. 7). Andererseits gibt es Fälle, wo ein allzu sehr von Fraß zerfurchtes Gesicht überarbeitet wurde. Man entfernte die durchfressene Holzschicht und gestaltete das Gesicht neu (siehe G. Gabbert, Buddhistische Plastik aus China und Japan, Wiesbaden 1972, Nr. 15). Hier ist das Gesicht noch gut erhalten und Maserung des verwendeten Holzes, möglicherweise hinoki (japanische Zypresse), deutlich sichtbar.
Die Tatsache, dass solch angegriffene Exemplare buddhistischer Bildhauerkunst tatsächlich überdauert haben, zeigt die Verehrung und den Respekt, die man diesen ehemaligen Kultfiguren erwies. In den klösterlichen Lagerhäusern oder auch in den Obergeschossen der Torbauten überdauerten sie. Aus verschiedenen Gründen ausrangiert, wurden sie wohl erst dort von Holzwürmern oder Termiten (shiroari) befallen